
Der ehemalige französische Finanzminister Abbé Terray empfahl seinen Königen Mitte des 18. Jahrhunderts, mindestens alle 100 Jahre Pleite anzumelden, „um wieder ins Gleichgewicht zu kommen“. Und in der Tat: Kleinere Staatsbankrotte gab es bereits vor Jesu Geburt, als griechische Stadtstaaten ihren Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen konnten.
Das wichtigste für Sie als Gläubiger vorab: eine Pleite impliziert in der Regel einen deutlichen Kapital- bzw. Kaufkraftverlust für Sie!
Die erste berühmte Staatspleite ereignete sich dann im Jahr 1340 (!) in England – Edward III. hatte sich mit seinem Krieg gegen Frankreich übernommen. Es folgten Karl II. im 17. Jahrhundert und viele, viele weitere staatliche Pleiten. Von über 90 staatlichen Pleiten, gut verteilt über den Erdball, kann ausgegangen werden. Auch Deutschland war bereits mehrfach bankrott – 1923 sowie nach dem 2. Weltkrieg sind die prominentesten von insgesamt sieben Pleiten seit 1800, wenn man Preußen und andere Staaten als Vorgängernationen akzeptiert. Damit belegen wir einen ordentlichen Mittelfeldplatz. Venezuela beispielsweise war seit 1800 bereits zehn (!) Mal zahlungsunfähig, Österreich-Ungarn neun Mal, Spanien – Stand heute, 26.01.2011 – nur acht Mal (relativierend sei ergänzt, dass Spanien vor 1800 bereits fünf weitere Pleiten erlebt hatte), Griechenland kommt sogar – ebenfalls Stand heute, 26.01.2011 – auf nur fünf Pleiten.
Insofern: Seien Sie „beruhigt“, Sie reihen sich im Fall der Fälle ein in die lange Geschichte Ihrer Ahnen, die solche Pleiten ebenfalls durchleben mussten. Das ist keinesfalls zynisch gemeint, sondern soll vielmehr Ihre Angst etwas relativieren und Ihren Blick für das Wesentliche schärfen: das Leben der Betroffenen ging immer weiter.
Wenngleich eine staatliche Pleite immer eine große Zäsur darstellte, speziell natürlich in Sachen Wohlstand und finanzielle Absicherung. Als Beispiel sei hier Argentinien angeführt. Noch vor weniger als 100 Jahren zählte Argentinien zu den zehn reichsten Ländern der Welt, mit Wachstumsraten weit vor denen Deutschlands oder den USA. Seit den 1940er Jahren hinkte Argentinien aber stetig hinterher und es entwickelte sich eine – nicht nur im Nachhinein betrachtet – unnötige Inflation durch Missmanagement, die ihren Gipfel 1989 mit 5000% (!) erreichte, als der Staat dann wortwörtlich nicht mit mehr mit dem Drucken von Geld hinterher kam: es waren keine hierfür ausreichenden Papierreserven mehr vorhanden… Es folgte ein weiteres Jahrzehnt der Unsicherheit, bis der IWF endgültig seine Zahlungen einstellte und die Gläubiger von Argentinien-Anleihen sich mit nur noch im Schnitt einem Drittel ihres eingesetzten Kapitals zufrieden geben mussten. Im betroffenen Land selbst gipfelte das Drama in einem Quasi-Bank-Run.
Fortsetzung folgt.